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Johann Peter Langer
Johann Peter Langer - der Maler des großen Porträts von Aron Elias Seligmann
Als im Frühjahr 1985 Paul Freiherr von Moreau der Stadt Leimen das in seinem Besitz befindliche große Porträt des Aron Elias Seligmann (1747 - 1824) angeboten und nicht in einem Aktionshaus an X oder Y versteigert wurde, war es eine glückliche Fügung, die sich der damalige Oberbürgermeister Ehrbar nicht entgehen ließ und zugriff.
Das Ölgemälde befand sich im Magazin der Neuen Pinakothek in München. Es zeigt in Lebensgröße den kurpfälzisch-bayrischen Hoffaktor als erfolgverwöhnten Bankier seiner Zeit. Freiherr von Moreau schreibt in seinem Brief vom 28. Mai 1985, dass das große Porträt bis zum Tod seiner Großmutter Elisabeth Freifrau von Moreau geborene von Eichthal im Jahre 1944 in deren Münchner Haus hing. Das Bild hat eine Abmessung von 1,58 m Breite und 2,25 m Höhe inclusive des 15 cm tiefen Rahmens und zeigt den 62-jährigen Aron Elias Seligmann auf einem Stuhl sitzend und ins Freie blickend. Neben seinem Stuhl befindet sich ein kleines Tischchen mit Schreibzeug, d. h. Federn, die in einem Porzellangefäß stehen; ein deutlicher Hinweis auf seine kaufmännische Tätigkeit als Finanzier des Bayrischen Staates und des Adels. An der rechten Seite seiner Person erkennt man gerade noch einen Wandabschluss in klassizistischer Ausführung.
Der Maler des Bildes „Herr Seeligmann“ ist der Akademiedirektor Johann Peter Langer. Ein kleines Porträt, das den Auftraggeber im Brustbild zeigt, wurde von Herrn Robert d´Eichthal, dem letzten Nachkommen der französischen Linie, 1980 der Stadt Leimen übergeben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Johann Peter Langer dieses kleine Bild als Studie vorab malte. Seine Porträts sind vor allem durch die genaue und natürliche Wiedergabe des zu Porträtierenden bekannt. In seinen Porträts entwickelte er einen persönlichen Stil, den er ausdrucksvoll wiedergab. Seine Zeitgenossen schätzten seine Porträts und Nagler schreibt in seinem Lexikon: „So hat er in eine Reihe herrlicher Bildnisse sich nicht nur den größten seiner Zeitgenossen in diesem Fache auf das rühmlichste zugesellet, sondern zugleich , vorzüglich in dem Colorite, sich an das Beste angeschlossen, was die niederländische Schule in ihren guten Zeiten hervorgebracht.“
Johann Peter Langer wurde am 1. Juli 1756 in Kalkum, wo sein Vater herrschaftlicher Gärtner beim Grafen von Hatzfeld war, getauft. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Als Neunzehnjähriger begann er seine künstlerische Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie, die von Lambert Krahe geleitet wurde und wo Langer 1777 den ersten Preis der Akademie errang. In Krahes Schule erlernte er das Zeichnen im Rückgriff auf die Stilmittel früherer Künstlerepochen, vor allem des späten Barock. 1784 wurde Langer zum Professor der Düsseldorfer Akademie ernannt. Drei Jahre später trat er mit seiner Kunst erstmals an die Öffentlichkeit. Er vertraute Christoph Martin Wieland, der den „Teutschen Merkur“ herausgab, seine Zeichnungen an und kein Geringerer als Goethe hat die „unpartheyisch sorgfältige Vergleichung“ mit Lob beschrieben. 1790, nach dem Tod von Lambert Krahe, ernannte ihn Kurfürst Carl-Theodor zum Nachfolger der Düsseldorfer Akademie. Nach der verheerenden Beschießung Düsseldorfs durch die französische Revolutionsarmee im Jahre 1794 floh Langer nach Duisburg. Dort gründete er mit dem Großkaufmann Böninger das Mechanographische Institut. Hier entwickelte er ein Verfahren zur Herstellung von in Öl gemalten Bildern auf Leinwandtapeten. Das Unternehmen blieb auf Grund mangelnder Aufträge erfolglos. Er trennte sich von Böninger und widmete sich der arg durch die Kriege gebeutelten Düsseldorfer Akademie. 1805 wurde ihm der Auftrag erteilt, die Bilder der Düsseldorfer Gemäldegalerie zu verpacken und nach München zu überführen. Daraufhin erfolgte seine Versetzung nach München, nachdem die Bilder der Düsseldorfer Gemäldegalerie in Sicherheit waren. Hier wurde er zum ersten Direktor der neuen Münchner Kunstakademie bestellt. Diese Jahre bilden den Höhepunkt in Langers Schaffen. Hier traf er auf bedeutende Leute aus dem Adel, dem Hof und dem aufstrebenden Bürgertum, aber auch auf große Künstler. Er begegnete dem Königlich Bayrischen Hofbankier Aron Elias Seligmann, der ihn beauftragte, von ihm ein lebensgroßes Porträt zu malen. Sein letztes Porträt malte Langer 1812. Es zeigt die Kronprinzessin Therese von Bayern in ganzer Figur in Öl auf Leinwand, 2,19 m hoch und 1,45 m breit. Insgesamt malte er 52 Porträts. Aus seinem Atelier kommen 55 historische und religiöse Gemälde sowie unzählige Zeichnungen und Studien.
Johann Peter Langer war ein Künstler seiner Zeit, der die künstlerischen Strömungen in seinen Werken verarbeitete. In einer ersten Phase überwiegen in seinen Bildern der Einfluss niederländischer Meister. Nach einem Parisaufenthalt nimmt er Impulse aus dem französischen Klassizismus auf. Er neigte allerdings nicht zur Davidschen klassizistischen Theatralik. In seiner letzten Phase schließt er sich den Gedanken der Nazarener an, die vor allem in seinen religiösen Bildern zu entdecken sind. Max Stern schreibt in seiner Monographie zu Johann Peter Langer aus dem Jahre 1930, dass sein Hauptverdienst in seiner Lehrtätigkeit und der Heranbildung tüchtiger Schüler gelegen habe.
Auch habe er streng darauf geachtet, „daß nach der Natur, nach dem lebenden Modell gezeichnet und gemalt wurde“. Er vertrat einen akademischen Klassizismus, welcher bereits Ansätze zum Realismus enthielt. Der junge frühverstorbene Carl Philipp Fohr, der in vier Feder- bzw. Bleistiftstudien „Das Frankenloch“ zu Leimen zeichnete, war von Juli 1815 bis Mai 1816 an der Münchner Akademie eingeschrieben. Da er mit seinem Freund für ein nationalgeeintes Deutschland warb und das auch in seiner Kleidung zum Ausdruck brachte, wurde er nach Ermahnungen von Langer aus der Akademie ausgeschlossen. Der Direktor Johann Peter Langer war ein streng konservativer bayrischer Untertan. Er starb am 6. August 1824 auf seinem Landgut Haidhausen.
R. Dorsch
Das Ölgemälde befand sich im Magazin der Neuen Pinakothek in München. Es zeigt in Lebensgröße den kurpfälzisch-bayrischen Hoffaktor als erfolgverwöhnten Bankier seiner Zeit. Freiherr von Moreau schreibt in seinem Brief vom 28. Mai 1985, dass das große Porträt bis zum Tod seiner Großmutter Elisabeth Freifrau von Moreau geborene von Eichthal im Jahre 1944 in deren Münchner Haus hing. Das Bild hat eine Abmessung von 1,58 m Breite und 2,25 m Höhe inclusive des Rahmens und zeigt den 62-jährigen Aron Elias Seligmann auf einem Stuhl sitzend und ins Freie blickend. Neben seinem Stuhl befindet sich ein kleines Tischchen mit Schreibzeug, d. h. Federn, die in einem Porzellangefäß stehen; ein deutlicher Hinweis auf seine kaufmännische Tätigkeit als Finanzier des Bayrischen Staates und des Adels. An der rechten Seite seiner Person erkennt man gerade noch einen Wandabschluss in klassizistischer Ausführung. Der Bildhintergrund ist so stark geschwärzt, dass der Betrachter nur andeutungsweise die einzelnen Gegenstände erkennen kann; eine Restaurierung wäre angebracht und wünschenswert.