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Geschichte-St. Ilgen
St. Ilgen. Die Gemarkung des heutigen St. Ilgen trug ursprünglich die Bezeichnung "Bruch", abgeleitet vom althochdeutschen "bruh", der Bezeichnung für Sumpf oder Morast; denn einst hatten die Wasser des Rheins dort ein Sumpfgebiet entstehen lassen. Der Feuchtigkeitsgrad war aber zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich ausgeprägt: es gibt Funde aus der mittleren und der jungen Steinzeit, aus der Bronze- und Eisenzeit bis einschließlich der Zeit römischer Besiedelung, jedoch keinerlei Besiedelungsspuren aus dem frühen Mittelalter. Nach der Sinsheimer Chronik soll Bischof Johann von Speyer erst im Jahr 1100 dem Kloster Sinsheim Besitz u.a. in "Bruch" geschenkt haben. Die gleiche Quelle vermeldet, die Probstei St. Aegidius sei in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts durch Abt Johann gegründet worden. Das Portal der St. Aegidius-Kirche überstand die Zerstörung des Ortes in der Schlacht bei Seckenheim (1462) und die nachfolgenden Kriege. Es weist im Torbogen ein Relief auf, das St. Aegidius zwischen zwei vor ihm knieenden Männern zeigt, von denen der rechte einen Abtstab hält, während der linke in kürzerem Gewande wohl den Prior des Gotteshauses oder auch den Stifter darstellen könnte.
Der Ort blieb eines der kleinsten und ärmsten Dörfer des Oberamtes Heidelberg und war kurpfälzisch, bis er 1803 an Baden überging. Die große Armut veranlaßte im 19. Jahrhundert ungewöhnlich viele St. Ilgener Bürger, nach Australien oder Nordamerika auszuwandern. Die wirtschaftliche Situation änderte sich erst, nachdem der Ort an die am 10. April 1843 fertiggestellte Eisenbahnlinie Heidelberg-Karlsruhe angeschlossen worden war. Nach dem ersten Zughalt am 1. Mai 1844 war der Ort auch für Unternehmer interessant geworden: drei Tabakmanufakturen ließen sich in St. Ilgen nieder, 1891 kam noch eine Lederfabrik dazu.
Durch die Versorgung mit Elektrizität (1899), Wasser (1914/15) und Gas (1929) von Heidelberg aus wurde die Infrastruktur St. Ilgens dann spürbar verbessert, und nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der heutige Stadtteil Leimens zu einer modernen Wohngemeinde, die sich besonders im Süden und im Norden rasch ausdehnte. Eine Attraktion ist heute das Glockenspiel aus Meißener Porzellan an der Fassade des St. Ilgener Rathauses, in dem auch die Amtsverwaltung St. Ilgen untergebracht ist.